Mate Rimac im Interview, Hypercars, Zukunft
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Ein Gespräch mit dem kroatischen Wunderkind Mate Rimac über die Zukunft der Hypercars – und über die Zukunft von Bugatti.
Bild: Hersteller
Er ist kaum zwanzig, als er Rimac Automobili gründet, damals, 2009. Der Kroate Mate Rimac hatte einen
BMW 3erzum Elektroauto umgebaut. Später entwickelt er sein erstes eigenes Auto, das Concept
One. Porsche steigt bei Rimac ein, Kia und
Hyundaiauch.
Carwow
Es folgt der Nevera, der gerade mit 412 km/h einen Geschwindigkeits-Weltrekord für Serienautos aufstellte. Inzwischen heißt seine zweite Firma
BugattiRimac. Mate Rimac (34) ist damit auch Boss der ehemaligen VW-Marke für Supersportwagen. In Kerestinec bei Zagreb baut er gerade seinen neuen Firmensitz, den Campus.
Sean Carson vom britischen AUTO BILD-Schwesterblatt AUTO
EXPRESStraf Mate Rimac in dessen englischer Entwicklungszentrale. Der Kroate spricht über den Bugatti-Deal, den Nachfolger des
Chiron, seinen Zehn-Jahres-Plan – und seine Meinung zu
SUV.
Neue Antriebsplattform in Arbeit
"Das mit Bugatti war verrückt", erzählt Mate Rimac. Markenchef Stephan Winkelmann besuchte Rimac häufig, man sprach über die nächste Fahrzeuggeneration.
Rimac arbeitete an der neuen Antriebsplattform. "Eines Tages kam der Chefstratege der VW-Gruppe. Mitten im Gespräch über Bugatti fragte er mich: 'Was meinst du? Würdest du Bugatti übernehmen?' Ich dachte, ich höre nicht richtig. Irgendwann begriff ich: Das ist eine Win-win-win-Situation."
Mate Rimac weiter: "
VWhatte einige Optionen mit Bugatti. Darunter: die Marke töten oder verkaufen. In einem Konzern wie VW gibt es nie nur eine Meinung."
Mate Rimac aber hat eine exakte Vorstellung davon, wie der nächste Bugatti sein soll: ein Hypercar als Hybrid. Also tut er etwas, das selbst ihm kaum einer zutraut: Sein Team entwickelt einen Verbrennungsmotor. Er beginnt damit zwei Jahre bevor er Bugatti übernimmt.
Heute verspricht er: "Was wir da nächstes Jahr sehen werden, ist völlig verrückt." Der Chiron-Nachfolger ist ein komplett neues Auto. Nichts wird vom Vorgänger übernommen, nichts vom Nevera, nichts von irgendetwas Bestehendem. Aber was ist eigentlich mit der eigenen Firma? Mit Rimac Automobili?
"Bugatti ist eine teure Armbanduhr auf Rädern"
Der Firmenboss erklärt: "Das sind zwei völlig verschiedene Technologien. Und zwei ganz unterschiedliche Herangehensweisen." Bugatti, so Rimac, sei eben eine Legende. Handwerk seit hundert Jahren. "Aristokratischer Perfektionismus" nennt er es. Bei Bugatti wird es auf absehbare Zeit Verbrennungsmotoren geben. "Die Autos sind gemacht, um damit zur Oper zu fahren, dann doch auf die Autobahn abzubiegen und auf 400 km/h zu beschleunigen. Wunderschön. Analoge Instrumente. Eine Armbanduhr auf Rädern."
Rimac Automobili auf der anderen Seite soll "einfach nur Irrsinn sein". Vollelektrisch natürlich, autonom, futuristisch. "Die beiden Marken Bugatti und Rimac sind wie zwei perfekte Leinwände: auf der einen Bugatti, die Kunst. Auf der anderen Rimac, die Regeln der Physik brechend." Bedeutet das aber auch, dass Rimac mal ein Viersitzer, einen Viertürer gar, bauen wird? Eher unwahrscheinlich.
"Die Autos werden dann zu lang, also musst du in die Höhe bauen wie ein SUV, damit die Proportionen wieder stimmen, aber damit ruinierst du den gewünschten tiefen Schwerpunkt. Das ist schon alles nicht so einfach."
Kleine, bezahlbare Autos kann sich Mate Rimac eher vorstellen. Kein Hypercar wie der Nevera, sondern elektrische Sportwagen. Lucid macht so was, Tesla mit dem Plaid-Antrieb auch. "Und was werden
Lamborghini, McLaren und
Aston Martinohne Verbrennungsmotor machen? Werden alle vier E-Motoren, 120-kWh-Akkus und 1500 PS haben? Und dann 300.000 bis 400.000 Euro kosten? Ich weiß es nicht. Wir müssen da unseren eigenen Weg gehen."
E-Autos mit Brennstoffzelle? Nicht mit Rimac!
Aber welchen Weg geht die Automobilwelt generell? In welche Richtung geht die Leidenschaft? Der innovative Vordenker Mate Rimac hat da eine überraschende Meinung.
"Ich glaube, die Leute sind immer noch verrückt nach traditionellen, analogen Autos. V12-Motor, hydraulische Lenkung, fast keine Assistenten, manuelles Getriebe, ein Kohlefaser-Monocoque." Er meint ein Auto wie den T.50 der britischen Design-Legende Gordon Murray. "Die technischen Daten ähneln denen eines Sportwagens aus den Achtzigern."
Und E-Autos mit Brennstoffzelle? Lehnt Rimac ab. Zu ineffizient. Funktioniert bei Flugzeugen und schweren Lkw, aber nicht bei Autos. Auch an die Feststoffzellen-Batterie, die besondere Effizienz verspricht, glaubt der Kroate nicht. "Reichweite ist nicht das Problem. Wenn es mir darauf ankäme, könnte der 120-kWh-Akku im Nevera für 700 statt für 490 Kilometer reichen."
Worauf es Mate Rimac aber von Anfang an mehr ankam, war nicht die Effizienz. "Es ist die Performance, die pure Leistung."
Author: Peter Lopez
Last Updated: 1699084082
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