Zwischen Kurssturz und Adaption Der große Altcoin-Jahresrückblick 2022
Krypto 2022: Ein Jahr zum Vergessen. Wer im Januar investiert hat, sieht im Dezember nur noch rot – zumindest im Portfolio. Dabei verzeichneten viele Top-Kryptowährungen starke Entwicklungs- und Adaptions-Fortschritte. Das Altcoin-Jahr im Überblick.
Das vergangene Jahr war für viele Altcoin-Investoren eine echte Tortur. Auf Monate der Langeweile folgen Kurssturz und Bärenrallye – mehr als nur einmal. Nach der Terra-Implosion und dem FTX-Kollaps verlieren neben Bitcoin und Ethereum auch alle Altcoins massiv an Wert. Cardano, Ripple, Solana und Co. geben sich dabei die Klinke in die Hand und überholen – je nach Nachrichten- oder Entwicklungsstatus – die Konkurrenz. Unterschieden werden muss zu aller erst bei der Definition. Neben traditionellen Stablecoins, von welchen der Großteil den US-Dollar abbildet, gibt es Börsen-Token, die derzeit in einer Vertrauenskrise stecken. Derweil befinden sich klassische Altcoins auf Adaptions-Rallye.
Die wichtigsten Altcoins
Cardano (ADA)
Noch vor einem Jahr prophezeite Cardano-Gründer Charles Hoskinson: “2022 wird ein Wahnsinnsjahr.” Betrachtet man die vergangenen zwölf Monate aus Entwicklungs- und Adaptions-technischer Sicht, war es das. Anfang des Jahres beispielsweise verzeichnete Cardano massives Adressen-Wachstum, während nur kurze Zeit später das Transaktionsvolumen von Ethereum überholt wurde. Auch in den kommenden Monaten ging die Jagd nach Erfolgen weiter. Cardano verbuchte rund drei Millionen ADA-Wallets, bot eine Plattform für 500 Projekte und erhöhte die Block-Größe, um noch höher, besser und schneller zu skalieren.
Das große Ziel im Jahr 2022: Die Hard Fork Vasil. Über das Jahr hinweg arbeiteten die Entwickler fleißig an der Umsetzung und erreicheten “wichtige Meilensteine” während die ADA-Adaption weiter voranschreitete. Im September war es dann so weit: Das Netzwerk-Upgrade wurde erfolgreich umgesetzt. Die Blockchain blüht auf und erlebt ein steiles Wachstum. Eine Studie krönte Cardano zur beliebtesten Marke im Krypto-Space.
Trotz aller Entwicklungsfortschritte verliert der ADA-Kurs seit Beginn des Jahres an Wert. Grund dafür dürfte die anhaltend schlechten makroökonomischen Bedingungen, sowie der FTX-Kollaps sein. Vor Cardano liegen 2023 spannende Neuerungen, die das Netzwerk noch wertvoller für den Krypto-Sektor machen dürften.
Solana (SOL)
Die “schnellste Blockchain der Welt” mag hoch skalieren können. Dass Solana damit aber auch äußerst ausfallsicher ist, heißt dies noch lange nicht. Seit Beginn des Jahres ist das Netzwerk mehrmals offline gegangen. Zum Vergleich: Bitcoin und Ethereum stürzten in ihrer gesamten Historie nie ab. Der einst gepriesen “Ethereum-Killer” konnte zudem durch keine wirklich relevanten Entwicklungen glänzen. Lediglich ein exorbitant teures Smartphone wurde vorgestellt.
Spätestens seit dem Debakel um Alameda Research und Gründer Sam Bankman-Fried steht fest: Solana steuert auf ein schwieriges Jahr 2023 zu. Auch der SOL-Kurs bleibt vom Krisenjahr 2022 nicht verschont. Einst an der Spitze der Kryptowährungen, rangiert Solana mittlerweile abgeschlagen in den Top-20 nach Marktkapitalisierung. Einen Lichtblick gibt es: Ausgerechnet Ethereum-Gründer Vitalik Buterin spricht der Konkurrenz-Blockchain eine “strahlende Zukunft” zu.
Polygon (MATIC)
Outperformer Polygon. So bullenstark wie die Kryptowährung zeigte sich kein anderes Projekt – und das in einem Bärenmarkt. Zwar brach der MATIC-Kurs ebenfalls stark ein, die Adaption in der realen Welt – abgesehen von Bitcoin, Ethereum und Cardano – sucht aber seinesgleichen.
Vor allem bei Marken wie Nike, Starbucks und Disney kommt die Layer-2-Skalierungslösung für Ethereum gut an. Als weiteren Erfolg verbuchte die Community die erste DeFi-Transaktion von US-Großbank J.P. Morgan – natürlich über Polygon. Auch abseits der Mainstream-Bekanntheit geht es dem Netzwerk blendend. Mittlerweile gibt es rund 200 Millionen Adressen. In 2023 will das Team erfolgreich bleiben und spricht vom “wichtigsten Jahr in der DeFi-Geschichte”.
Ripple (XRP)
Bei Ripple richten sich alle Augen – nach wie vor – auf die Securities and Exchange Commission (SEC). Seit Dezember 2020 läuft das Verfahren. Die entscheidende Frage: Ist der von Ripple ausgegeben XRP-Coin ein Wertpapier? Zu einer Einigung kam es auch in 2022 nicht. Eine nicht unerlässliche Schuld daran trägt unter anderem die SEC. Immer wieder blockiert die US-Börsenaufsichtsbehörde die Vorstöße von Ripple vor Gericht. Zuletzt ließ das Staatsorgan rund um Chef Gary Gensler wichtige Dokumente versiegeln.
Ripple zahlt dabei einen hohen Preis. Laut CEO Brad Garlinghouse wird der Prozess, wenn alles vorbei ist, mehr als 100 Millionen US-Dollar verschlungen haben. Die Community hält indessen zusammen. Zwar ist der XRP-Kurs ebenfalls auf Abwärtstrend. Am Platz in den Top-10-Kryptowährungen nach Marktkapitalisierung hält man aber entschlossen fest. Das Jahr 2023 wird zeigen, ob die Streitigkeit endgültig beendet werden kann. Auswirkungen auf den Krypto-Sektor hat der Präzedenzfall aber mit Sicherheit.
Einen umfangreichen Jahresrückblick zum größten Altcoin, Ethereum, gibt es hier.
Börsen-Coins
Börsen-Token sollen dabei helfen, Protokolle zu stabilisieren, Transaktionsgebühren zu begleichen oder Belohnungen auszuschütten. Außerdem können Kunden der jeweiligen Börsen Gebühren sparen, wenn sie die dazugehörigen Token nutzen. Entgegen diesem eigentlichen Verwendungszweck fungieren viele der Börsen-Token allerdings lediglich als Investment in das jeweilige Krypto-Unternehmen. Anleger spekulieren also, wie am klassischen Finanzmarkt, auf die Entwicklung von Binance, Crypto.com und Co. Viel Entwicklung passiert auf den Netzwerken der Börsen-Token ohnehin nicht.
FTT, BNB und Co.
Der FTX-Kollaps fungierte als Katalysator für den Vertrauensbruch. Der zugehörige FTT-Token brach in eine Todesspirale und rangiert mittlerweile hinter den Top-200-Kryptowährungen nach Marktkapitalisierung. Indessen geriet Cronos (CRO), der Crypto.com-Token, ebenfalls unter die Räder. Die Krypto-Börse kämpft seit der Veröffentlichung der Proof of Reserves mit Insolvenzgerüchten.
Lediglich UNUS SED LEO (LEO) und der allmächtige Binance-Coin (BNB) halten tapfer die Stellung. Zwar sieht sich Binance ebenfalls mit Gerüchten konfrontiert. Das Vertrauen in den BNB-Coin scheint aber zu bestehen.
Stablecoins
Ein Stablecoin ist eine digitale Währung, die den Wert eines anderen Assets (z. B. Gold oder Fiat-Währungen) abbildet. Im Prinzip kann das jeder Vermögenswert sein. In der Regel repräsentieren Stablecoins jedoch Assets mit geringer Volatilität. Die meisten bilden Fiat-Währungen, wie den Euro oder US-Dollar, ab. Dadurch sind sie im Vergleich zu anderen Kryptowährungen relativ wertstabil.
USDT und USDC
Unangefochtene Nummer 1 unter den Stablecoins: USDT – oder doch nicht? Die Kryptowährung, die den US-Dollar 1:1 abbilden will, gerät 2022 in Erklärungsnot. Nach der Terra-Implosion im Mai wird mehr Transparenz bei der Deckung des Stablecoins gefordert. Zwar wies Tether eine der Forderung entsprechende Klage des obersten Gerichtshofs von New York zurück, konzentrierte sich im Laufe der nächsten Monate aber um sein Image in der Krypto-Szene.
Mitte Oktober konnten Investoren aufatmen: USDT-Reserven sind zu 100 Prozent mit US-Staatsanleihen besichert. Der Anlegerschutz stünde im Mittelpunkt der Verwaltung, hieß es damals. Das Straucheln des Stablecoin-Riesen nutze die Konkurrenz – allen voran USDC – und gewann an Marktkapitalisierung und Nutzern. Der zunehmende Konkurrenzkampf hilft dem Krypto-Sektor und beugt Monopolstellungen vor.
Aus entwicklungstechnischer Sicht war 2022 ein Erfolg für Stablecoins. USDT ist nun auch auf dem NEAR-Protokoll verfügbar und Apple integrierte USDC in die Bezahlinfrastruktur.
Wie sich die Krypto-Gaming-Token in den letzten 12 Monaten entwickelt haben, lest ihr hier.
Altcoin-Ausblick 2023
Während die beiden größten Kryptowährungen – Bitcoin und Ethereum – vermutlich auch weiterhin die Spitze anführen werden, bleibt der Kampf unter den Altcoins spannend. Cardano steht vor einem entwicklungsreichen Jahr. Polygon kann sich mit starken Partnerunternehmen brüsten. Beide Projekte könnten die globale Adaption befeuern. Derweil stehen Ripple und Solana vor einer Mammut-Aufgabe, die es im neuen Jahr zu meistern gilt. Ob sich die Kurse der jeweiligen Altcoins erholen, bleibt abzuwarten. Im Krypto-Sektor müssen Anleger jetzt vor allem eines sein: geduldig.
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Author: Lauren Koch
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