Kurkuma gibt dem Curry seine typische goldgelbe Farbe, wird aber nicht nur zum Würzen, sondern auch zum Färben verwendet, als "Goldene Milch" getrunken und auch für medizinische Zwecke benutzt. Viele bezeichnen Kurkuma als "Superfood". Wir importieren jährlich tausende Tonnen Kurkuma als Knollen oder Pulver. Woher kommt der Kurkuma-Boom?
Kurkuma ist mehr als zwölf Millionen Jahre alt
Die Gattung Curcuma ist wahrscheinlich schon mehr als zwölf Millionen Jahre alt. "Aber die Nutzung geht sicher nur auf die letzten zehntausend Jahre zurück, als die Menschen im Ganges-Delta mit der Landwirtschaft und Nutzung von Pflanzen begonnen haben", erklärt Susanne Renner, emeritierte Professorin für Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität. Genaueres zum Alter der Kurkuma weiß man nicht - weil man über die Kurkuma-Arten selbst noch zu wenig weiß.
Die Kurkuma-Pflanze
Kurkuma-Pflanzen haben schildförmige Blätter und bunte Hochblätter. Sie brauchen einen warmen, feuchten Standort. Regenwald ist ideal.
Die Gattung Curcuma gehört zur Familie der Ingwergewächse, den sogenannten Zingiberaceae. Wie der Ingwer besitzt die Kurkuma sogenannte Rhizome, also Triebe, die unterirdisch wachsen. In den Rhizomen speichert die Pflanze besonders viele Nährstoffe. Innerhalb der Gattung Curcuma gibt es etwa hundert Arten. Curcuma longa ist die bekannteste Kurkuma-Sorte. Sie wir auch Gelbwurz genannt und ist in Indien, auf Java und Sumatra, in Thailand, China und sogar in Australien zuhause. Eine Kurkuma-Pflanze braucht Wärme. Sie gedeiht gut, wenn es nicht kälter als 21 Grad Celsius wird und die Luft feucht ist. Im schattigen Boden von Regenwäldern fühlt sie sich am wohlsten.
"Die Kurkuma-Pflanze ist eine krautige Pflanze, die mit ihren großen, schildförmigen Blättern ein kleines bisschen der Banane ähnelt. Die ganze Pflanze wird 40 Zentimeter bis einen Meter hoch. Oben sind Blütenstände dran mit unscheinbaren Blüten, aber farbig auffälligen Hochblättern", beschreibt Susanne Renner die Kurkuma-Pflanze. Welche Blütenfarbe eine Kurkuma hat, kommt auf ihre Art an. Die Curcuma longa zum Beispiel hat weißlich-gelbe Blüten, die Blüten anderer Arten können aber auch tief-orange, rosa oder grünlich sein.
"Da gibt es wunderschöne Pflanzen. Das ist so eine schöne Familie, die Zingiberaceaen allgemein, die Ingwergewächse allgemein, aber auch speziell die Curcuma-Gattung."
Susanne Renner, Botanikerin und emeritierte Professorin der Biologie der Ludwig-Maximilians-Universität München
Die Triebe der Kurkuma werden zu Pulver
Die unterirdischen Triebe ähneln denen des Ingwers. Das enthaltene Curcumin färbt sie kräftig orange.
Das Rhizom ist der Teil der Kurkuma-Pflanze, der genutzt wird. Die intensiv orange Farbe der Triebe entsteht durch den Inhaltsstoff Curcumin (auch: Kurkumin). Die Pflanze wird ausgegraben, die Seitentriebe des Rhizoms werden abgeschnitten, gewaschen und kurz gekocht. Die Korkschicht wird abgeschält, die Triebe werden zehn Tage lang an der Sonne getrocknet. Dann werden sie zu Pulver gemahlen. Kurkuma-Pulver schmeckt leicht würzig und ein bisschen erdig-bitter. Es enthält ätherische Öle, Harze, Eiweiße, Zucker und etwa fünf Prozent Curcumin. Curcumin wird heute oft als Zusatzstoff verwendet, er färbt zum Beispiel Senf oder Magarine gelb. Der Farbstoff trägt die Nummer E100.
Als Gewürz kam Kurkuma über die Seidenstraße nach Europa
"Goldene Milch" - oder Kurkuma-Latte - wird mit warmer Kuh- oder Pflanzenmilch, Kurkuma und anderen Gewürzen zubereitet.
Kostbare Gewürze wurden bereits im Altertum und in der Antike gehandelt. Land- und Wasserwege zwischen Asien und Europa machten es möglich. Eine der wichtigsten Routen war die Seidenstraße, die von China über Indien und Zentralasien zum Mittelmeer führte. Als erster Europäer beschrieb der venezianische Händler Marco Polo Kurkuma. Er stieß im 13. oder 14. Jahrhundert auf einer seiner Reisen nach Südostasien auf die exotische Pflanze. Heute ist Kurkuma bei uns aber nicht nur so beliebt, weil es sich so gut im Kochtopf macht. Dem Curcumin werden auch zahlreiche positive Eigenschaften auf den menschlichen Körper zugeschrieben, zurecht?
Curcumin hilft bei Verdauungsproblemen und Entzündungen
In Indien und Asien wird Kurkuma schon seit Jahrtausenden als Heilpflanze verwendet. In Indien zum Beispiel erfolgreich bei Magen-Darm-Entzündungen. Curcumin kann leichte Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Verstopfung und Völlegefühl lindern. Für herkömmliches Curcumin wurde eine gallenflussfördernde Wirkung festgestellt, die sich positiv bei Verdauungsproblemen auswirken kann. Außerdem ist Curcumin entzündungshemmend und wirkt antioxidativ.
"Ja das ist schon so, dass das Curcumin entzündungshemmend ist bei Hauterkrankungen und Akne. Und vor allen Dingen antioxidativ wirkt. Das heißt also: Diese Oxidationsvorgänge, die im Körper ablaufen und im Ernstfall zu Zellschädigungen führen, die werden sicherlich dadurch abgemildert oder gebremst. Was auch bis heute von der Schulmedizin und von der Naturmedizin akzeptiert ist, sind tatsächlich eben die Magen-Darm-Beschwerden, also etwa die Geschichte mit Blähungen. Und es hilft bei der Fettverdauung, das ist auch nachgewiesen. Also für solche Dinge kann man das durchaus benutzen."
Dr. Peter Schnabel, Allergologe und Dermatologe
Curcumin kann schlecht für die Leber sein
Laut einer Studie aus dem Jahr 2023 könnte sich Curcumin allerdings negativ auf die Leber auswirken. Wissenschaftler werteten Daten von mehr als 2.300 Patienten, registriert im U.S. Drug-Induced Liver Injury Network (DILIN), aus. Dabei bemerkten sie im Zeitraum 2011 bis 2022 zehn Fälle, in denen die Einnahme von Curcumin mit Leberschäden in Verbindung stehen könnte.
Fünf Personen wurden im Krankenhaus behandelt, eine starb an Leberversagen. Alle Betroffenen hatten wegen anderer Vorerkrankungen regelmäßig Medikamente eingenommen und darüber hinaus Curcumin-Präparate nicht überdosiert konsumiert. Drei Personen kombinierten sie mit Piperin, das uns in unserer Ernährung vor allem in schwarzem Pfeffer begegnet. Da im untersuchten Zeitraum nur wenige Leberschäden aufgetreten sind, seien noch weitere Forschungen nötig, sagten die Wissenschaftler.
Curcumin-Präparate wirken nicht bei schweren Krankheiten
Immer wieder wird Kurkuma auch eine Wirkkraft gegen Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer zugeschrieben, auch in wissenschaftlichen Arbeiten zu Curcumin, dem einen von rund 720 Inhaltsstoffen der Kurkuma-Pflanze. Der Mediziner und Allergologe Dr. Peter Schnabel hat sich mit seinen Kollegen der ehemaligen Forschungsgruppe "Noxenkatalog-Datenbank" der TU München über drei Jahre lang viele der Veröffentlichungen zu medizinischen Studien genauer angesehen:
"Nicht eine einzige Arbeit bringt den Nachweis, dass es irgendwelche Wirkungen bei den vielen, vielen Erkrankungen gibt. Curcumin wird praktisch als Allheilmittel angepriesen, nicht nur gegen Krebs. Das stimmt schlicht und ergreifend nicht."
Dr. Peter Schnabel, Allergologe und Dermatologe
Curcumin-Wirkung am Menschen zu wenig erforscht
Die Kurkuma-Triebe werden getrocknet und zu Pulver vermahlen. Es steckt in Currys - und in unserem Senf, als E100.
Viele wissenschaftliche Arbeiten zu Curcumin seien gar nicht erst beendet, einige sogar zurückgezogen worden, erzählt Schnabel. Die meisten Studien sind Ergebnisse von reinen Laboruntersuchungen oder Tierversuchen oder weisen eine zu geringe Teilnehmerzahl auf. Daraus lässt sich eine allgemeine Wirkung beim Menschen nicht ableiten.
"Dieser Stoff ist extrem empfindlich. Der hält nicht lange durch, fällt sofort auseinander und vor allen Dingen: Eine Grundvoraussetzung, die alle Medikamente oder alle Substanzen, die zum Medikament werden wollen, mitbringen müssen, die Wasserlöslichkeit, fehlt ihm. Damit ist schon mal eine Grundvoraussetzung, dass dieser Stoff aus dem Darm aufgenommen werden, in den Körper gelangen und dort verteilt werden kann, nicht gegeben."
Dr. Peter Schnabel, Allergologe und Dermatologe
Hinweise der Verbraucherzentrale zu Kurkuma und Curcumin
Die Verbraucherzentrale rät vor der Behandlung mit Curcumin unbedingt das Produkt, die Dosierung und mögliche Nebenwirkungen mit einem Arzt abzusprechen. Je nach Empfindlichkeit und Dosierung kann Curcumin zu allergischen Reaktionen, Übelkeit, Blähungen, Durchfall oder Schmerzen im Verdauungstrakt führen. Schwangere und Stillende sowie Patienten mit Gallensteinen sollten auf Curcumin-Präparate verzichten. Da Curcumin die Gallensaftproduktion fördert, kann es sonst zu einer Gallenkolik kommen. Das Würzen mit Kurkuma in üblichen Mengen ist unproblematisch, es sind allerdings allergische Reaktionen bekannt.
Die Verbraucherzentrale rät jedoch davon ab, Nahrungsergänzungsmittel zur Vorbeugung, Linderung oder Heilung einer Krankheit zu verwenden: Hierfür würden die notwendigen Zulassungen und Wirknachweise fehlen. Als Mittel gegen Krankheiten bei Menschen sei der Kurkuma-Extrakt Curcumin noch nicht ausreichend erforscht und erprobt. Die Verbraucherzentrale rät, Curcumin-Werbung, insbesondere zu Krebserkrankungen und Alzheimer, kritisch zu sehen.
Weiterführende Links und Sendungen zu Kurkuma und Curcumin
- Hinweise zu Kurkuma der Verbraucherzentrale
- Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit: Stellungnahme zur Einstufung von Produkten, die Curcumin enthalten
- Bundesinstitut für Risikobewertung: Curcumin in Nahrungsergänzungsmitteln
- "Kurkuma - Superfood mit heilender Wirkung?" radioWissen, Bayern 2, 13.02.2020, 9.05 Uhr.
- Kurkuma und Banane - Lebensmittelimporte in der Bronzezeit IQ - Wissenschaft und Forschung, Bayern 2, 23.12.2020, 18.00 Uhr.
- "COVID-19-Spätfolgen | Chili, Pfeffer und Kurkuma" Hauptsache gesund, ARD alpha 14.11.2020 17:45 Uhr.
- "Interview: Kurkuma kann beim Fasten helfen" Der BR Schlager-Treff, 27.3.23, 10.05 Uhr.
- "Goldene Milch: Wie gesund ist Milch mit Kurkuma?" Unser Land, BR Fernsehen, 13.11.2020, 19 Uhr.
Author: Samantha Navarro
Last Updated: 1704669362
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