Die Sveriges Riksbank gilt als die älteste Notenbank der Welt. Jetzt ist ihr der Stutz ausgegangen. Respektive die Krone.
Ihr Chef erklärte vor dem Parlament in Stockholm vor zwei Tagen den Bankrott seines historischen Instituts.
Dieses benötige eine Kapital-Zufuhr von 80 Milliarden Kronen, das entspricht rund 7 Milliarden US-Dollar. Ein Prozent der Jahres-Wirtschaftsleistung Schwedens.
Geht ja noch. Die 259 Milliarden Franken der Schweiz zur Rettung der CS entsprachen einem Drittel des BIPs Helvetiens.
Doch das ändert nichts an der Dramatik. Eine Notenbank, und dann erst noch die schwedische, ist faktisch Konkurs.
Vor 30 Jahren war es um die Bank of England geschehen. Jetzt steht die Welt wieder am gleichen Punkt.
Oder noch viel näher am Abgrund – jedenfalls in den Augen vieler Schwarzmaler. Deren Zahl nimmt rasant zu.
Sie fragen: Wie sicher ist die Schweizerische Nationalbank?
Nicht sicher. Ihr Kapital ist deutlich geschwächt im Vergleich zur Zeit, als die SNB ihre Bilanz noch im Griff hatte.
Und die Risiken in den Märkten sind um ein Vielfaches grösser. Das Grösste trägt einen kurzen Namen:
Die Bond-Krise.
Die Festverzinslichen sind zum Albtraum der Banken geworden – zuallererst der Zentralbanken.
Ausgelöst durch die rasanten Zinserhöhungen verloren die Treasuries, die übrigen Staatspapiere und alle weiteren Fixed-Income-Papiere dramatisch an Wert.
Umgekehrt zum Hochschnellen der Renditen fallen die Kurse der Papiere. Auf der linken Seite der Bilanzen der Banken, wo diese Bonds stehen, kommt’s zu schwarzen Löchern.
Eigentlich.
Denn es gibt einen Trick. Der heisst: Held-to-maturity.
Die Finanzhäuser deklarieren die Bonds als Aktivum ihres Balance Sheets zu Assets, die sie bis zum Tag der Rückzahlung in ihren Büchern behalten.
Ergo brauche es keine Mark to Market-Bewertung, sondern man könne den Nominalwert stehen lassen.
Unter „Gross unrealized losses“ zeigen die Banken auf, wie gross die Verluste bei einer echten Marktbewertung wären.
Im Fall der riesigen Bank of America geht es um knapp 140 Milliarden US-Dollar. Das Eigenkapital der BofA beläuft sich auf 285 Milliarden.
Die Dimensionen zeigen, auf welch tönernen Füssen die Geldhäuser stehen. Es ist ein Tanz auf dem Vulkan.
Die SNB hat ihr Pulver nicht nur in Bonds verschossen, sondern auch in Fremdwährungen. Die sacken ab.
Der Euro sinkt und sinkt, der Dollar hat sich etwas erholt, kostet aber immer noch weniger als 90 Rappen das Stück.
Das heisst, die SNB erleidet zweimal Verluste: mit den Bonds wegen der steigenden Zinsen, mit der Währung wegen des steigenden Frankens.
Das Eigenkapital der SNB könnte in den nächsten Monaten gefährlich dünn werden. Was dann?
Author: Eric Oliver
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